17 May 2023

Der steinige Weg zur Vermögenssteuer

Erschienen in: Wiener Zeitung, am 17.5.2023

Foto: pexels

Begeisterte Brettspieler kennen die Situation: Wenn das Spielende bei "Monopoly" oder "DKT" mit jedem Zug näher rückt, besitzt meistens eine Person so viele Liegenschaften wie alle anderen zusammen. Befinden sich auf diesen Spielfeldern auch noch Wohnungen oder Hotels, werden Vorbeikommende gerne zur Kasse gebeten und das Privatvermögen schnellt immer weiter in die Höhe. Ähnlich wie am Ende eines solchen Brettspiels gestaltet sich auch die Vermögensverteilung im echten Leben.

Global gesehen ist Vermögen seit jeher ungleich verteilt. Zwar wurde die Kluft zwischen westlichen Staaten und schnell wachsenden "Schwellenländern", wie Indien, Südafrika oder Ländern am Persischen Golf, kleiner - die globale Ungleichheit blieb jedoch weiterhin hoch. Die Hälfte des weltweiten Einkommens entfällt heute auf die reichsten 10 Prozent der Einkommensbezieher. Noch größer ist die Schere, wenn es um private Vermögen geht: Die reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung besitzen heute rund drei Viertel des weltweiten Vermögens, während die ärmsten 50 Prozent über kein nennenswertes Vermögen verfügen.

Wenigen gehört sehr viel

Auch in Österreich sind Immobilien, Finanzvermögen und dauerhafte Güter ungleich verteilt: Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) schätzt, dass das reichste Prozent der Bevölkerung 30 bis 50 Prozent des gesamten Vermögens in Österreich besitzt. Detaillierte Zahlen dazu gibt es nicht, da diese kleine Gruppe in Zufallsstichproben für Umfragen meist nicht erfasst wird. Gemeinsam mit anderen Wohlhabenden setzt sich die Millionenerbin Marlene Engelhorn für die gerechte Verteilung von Reichtum ein. Bei einer Fotoaktion mit Djaffar Shalchi, dem Gründer von "Millionaires for Humanity", einer Gruppe von mehr als 80 Millionären, plädierte Engelhorn am Dienstag für eine Vermögenssteuer für das reichste Prozent der österreichischen Bevölkerung. "Es wird Zeit, dass auch die, bei denen es sich locker ausgeht, ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten, und zwar auf demokratischem Weg durch die Steuern auf Vermögen."


Eine solche Steuer gab es in Österreich bis 1993 bereits. Bei einem Steuersatz von 1 Prozent brachte diese damals umgerechnet etwas mehr als 600 Millionen Euro jährlich ein, griff aber bereits bei einem Vermögen von rund 10.900 Euro. Abgeschafft wurde sie vom SPÖ-Finanzminister Ferdinand Lacina. Ebenfalls abgeschafft wurde 2008 eine Erbschafts- und Schenkungssteuer. Grund dafür waren die Bewertungsvorschriften für Grundstücke, die gegen den Gleichheitsgrundsatz verstoßen hatten.