3 October 2023

Die Suche nach dem Perfect-Match

Erschienen in: profil extra, am 03.10.2023

Foto: © pexels

Michael Berger hat eine Aufgabe, die vielen heimischen Betrieben Kopfzerbrechen bereitet: Die richtige Person für eine ausgeschriebene Stelle zu finden. Das Thema mitsamt allen Schwierigkeiten ist für ihn aber alles andere als neu. "Ich bin seit 18 Jahren bei Palfinger tätig, und das Thema Fachkräftemangel beschäftigt mich seit 18 Jahren", sagt der Personalchef des Technologiekonzerns mit Sitz in Bergheim bei Salzburg. So richtig zugespitzt hat sich die Suche nach dem richtigen Personal aber laut Berger im Zuge der Coronapandemie: "Gefühlt ist der Fachkräftemangel-der auch davor schon vorhanden war-durch dieses schnelle Hochfahren noch einmal sichtbarer geworden." Beschäftigte in der Pflege oder dem Tourismus, wo ohnehin seit Jahren Personalknappheit herrscht, haben sich umorientiert. Andere haben die Pandemie in ihren Heimatländern verbracht und sind nie wieder zurückgekehrt. Die Alterskohorte der Babyboomer verlässt nach und nach den Arbeitsmarkt, nachkommende Altersgruppen sind deutlich schwächer besetzt und stellen neue Anforderungen in puncto Job. Und das spürt nicht nur die Firma Palfinger. Heimische Unternehmen stellt das vor enorme Herausforderungen.


Vier von fünf österreichischen Betrieben spüren den Mangel-durchaus unterschiedlich-im täglichen Geschäft. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw).Die Studie im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) zeichnete bereits 2022 ein düsteres Bild für Österreichs Unternehmertum: In fast zwei Drittel der betroffenen Betriebe führt der Personalmangel zu Umsatzeinbußen. Aufträge mussten storniert, das Leistungsangebot zurückgefahren werden. Hauptverantwortlich dafür: die demografische Entwicklung. "Während wir in den letzten drei Jahrzehnten eigentlich laufend ein starkes Wachstum des Arbeitskräfteangebots hatten, hat sich dieses jetzt deutlich verlangsamt", sagt Helmut Mahringer, Arbeitsmarktökonom am österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). Zahlen der Statistik Austria zufolge sinkt die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter (20 bis 65 Jahre) bis zum Jahr 2040 um rund 244.000. Die Aufgabe, die richtige Person für eine unbesetzte Stelle zu finden, wächst sich für Unternehmen zur Mammutaufgabe aus.


Wenn Michael Berger spricht, bekommt man aber den Eindruck, dass ihm genau diese Aufgabe Spaß macht. In seinem Büro hängt ein Foto einer Glühbirne. Es steht sinnbildlich dafür, wie intensiv sich der Personalverantwortliche über diese Herausforderung den Kopf zerbricht. "Das beginnt bei Berufseinsteigern. Einen Lehrling oder Praktikanten zu finden, ist gleich schwierig wie die Suche nach einem Manager", sagt Berger. Die Bekanntheit in Salzburg und im Westen Oberösterreichs sorgt zwar dafür, dass sich immer noch rund 100 Personen für 50 Lehrstellen bewerben. Die Personalabteilung wurde in Bergheim dennoch ausgebaut. "Wir haben das HR-Team in den letzten Jahren verdoppelt, unser CEO forciert das Thema, und auch die PR-Abteilung setzt sich noch intensiver dafür ein", so der Personalchef. Auf die Frage, was denn das beste Rezept gegen den Fachkräftemangel sei, sagt Berger: "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die man hat, gut zu behandeln und zu halten."