14 August 2023

„Trotz allem Trump"

Erschienen in: Kleine Zeitung, am 14.8.2023

Foto: © Julian Kern

Eigentlich lebt Tom gerne in den Vereinigten Staaten. Seit geraumer Zeit kommt der Geschichtelehrer aber um politische Fragen nicht mehr herum. Denn nicht nur im Schulunterricht häufen sich für den Mittvierziger die Fragen. In den Sommerferien bietet der Geschichtelehrer mehrmals pro Woche Führungen in seiner Heimatstadt Philadelphia an. Und grundsätzlich vermeidet Tom es dort über moderne Politik zu sprechen. Aber vor allem, wenn die Reisenden aus Europa sind, kommt es dann doch vor, „dass die Gruppe mehr über den aktuellen Stand der Dinge in den USA erfahren möchte“, sagt Tom. Und meistens dauert die Tour auch noch gar nicht lange, bis der Name Donald Trump zum ersten Mal fällt.

 

Trump, der sich für zwei der insgesamt vier Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsidenten verantworten musste, durchlebt auch dieser Tage aufregende Zeiten. In insgesamt vier Verfahren muss sich der Ex-Präsident vor Gericht verantworten: Zwei auf Bundesebene und je eines in New York und Georgia. Am brisantesten dürfte aber jenes sein, das den Sturm auf das Kapitol am 6. Jänner 2021 behandelt. Sonderermittler Jack Smith wirft Trump in seinem Bericht unter anderem vor, sich nach der verlorenen Wahl im Jahr 2020 mit sechs Personen verschworen zu haben, das Resultat zu seinen Gunsten zu kippen. 

 

Und obwohl Trump für diese Verfahren im ersten Halbjahr 2023 bereits rund 40 Millionen US-Dollar (36 Millionen Euro) für Anwaltskosten ausgegeben hat, scheinen seine Chancen als republikanischer Präsidentschaftskandidat nach wie vor intakt. „Eine Verurteilung könnte Trump schaden, aber nicht so sehr, wie man denken würde“, sagt Miles Coleman vom Zentrum für Politik (CFP) an der Universität von Virginia. „Selbst, wenn die innerparteiliche Opposition immer noch gespalten ist, könnte es ausreichen, die Nominierung zu gewinnen“, meint der Politikexperte des CFP.