Erschienen in: Wiener Zeitung, am 11.3.2023

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August 2022. Während Europa den heißesten Sommer seit Beginn der Messaufzeichnungen erlebt, produzieren Österreichs Wasserkraftwerke um rund ein Drittel weniger Strom als im Jahr davor. Nur 77 Prozent des österreichischen Strombedarfs können damit abgedeckt werden. Der Rest wird importiert. Das ist ungewöhnlich, denn bis zum vergangenen Sommer galt Österreich als Stromexporteur: Im August 2021 wurden noch 257 Gigawattstunden Strom verkauft - so viel, wie rund 64.000 Haushalte verbrauchen.
Was 2022 noch ein Novum war, könnte in den kommenden Jahren aber die Regel sein. Denn warme, niederschlagsarme Winter und Hitzeperioden werden aufgrund des menschengemachten Klimawandels häufiger und intensiver. Und das wirkt sich in der heimischen Energieproduktion vor allem auf die Wasserkraft aus, die für den Großteil der österreichischen Stromgewinnung verantwortlich ist.
Laut den Erkenntnissen des Forschungsprojekts "SECURES" der TU Wien, das seit 2020 der Frage nachgeht, wie die heimische Energieversorgung in Zeiten des Klimawandels gesichert werden kann, werden aber nicht nur die Sommer künftig anders sein. "Generell sehen wir in den Szenarien der Wasserkraft keinen Rückgang der jährlichen Gesamterzeugung, sondern eine starke zeitliche Veränderung", sagt Franziska Schöniger, die das Projekt als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin betreut. Im Sommer werde demzufolge künftig weniger Energie durch Wasserkraft erzeugt, im Winter aber mehr, und das, "je stärker der Klimawandel fortschreitet". Beobachtungen, die sich mit denen des größten österreichischen Stromproduzenten Verbund decken: Die Erzeugung nehme nicht ab, sie verteile sich stärker über das Gesamtjahr.